Bestimmt fragst du dich, was in einer Therapie passiert. Vielleicht möchtest du auch gar nicht zur Therapie gehen, aber deine Eltern bestehen darauf. Um es dir ein bisschen leichter zu machen, habe ich Fragen beantwortet, die häufig zu Psychotherapien gestellt werden.
Wenn du über 15 Jahre alt bist und es möchtest, kannst du dich selbstständig und ohne das ausdrückliche Einverständnis deiner Eltern an mich wenden. Wo es möglich und sinnvoll ist, versuchen wir, deine Eltern in die Therapie einzubeziehen.
Ohne deine Erlaubnis werde (und darf) ich mit niemandem darüber sprechen, was du mir in der Therapie erzählst, nicht mal mit deinen Eltern. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen davon, zum Beispiel, wenn es darum geht, dein Leben zu schützen.
Was ist, wenn ich feststelle, dass ich die Therapeutin nicht mag?
Das ist nicht schlimm. Am Anfang haben wir einige Stunden Zeit, um uns kennenzulernen. Du gehst keine Verpflichtung ein. Wenn du feststellst, dass die Chemie nicht stimmt, kannst du das mit mir oder deinen Eltern besprechen. Dann schaut ihr euch einfach nach jemand anderem um. Ich bin in so einem Fall nicht sauer.
Kann die Therapeutin meine Gedanken lesen oder meine Geheimnisse erkennen?
Nein. Wenn ich das könnte, würde ich sofort mit einer eigenen Show auftreten! Spaß beiseite: Ich weiß nur über dich, was du mir erzählst. Wie viel du mir über dich mitteilst und wann du das tust, bestimmst ganz allein du.
In der Therapie versuchen wir vor allem, Lösungen zu finden, damit es dir besser geht oder die Situation sich für dich verbessert. Dafür suchen wir deine Stärken und hilfreichen Eigenschaften. Die nutzen wir dann, um Veränderungen herbeizuführen – sei es, ob du beispielsweise zufriedener mit dir oder deinem Körper sein willst, dich mehr Sachen trauen möchtest oder lernen willst, besser mit deinen Gefühlen umzugehen.
Um das zu erreichen reden wir nicht nur, sondern gehen auch mal raus, um etwas auszuprobieren oder machen eine Entspannungsübung. Es kann passieren, dass ich dir vorschlage, etwas zu spielen, zu gestalten oder zu zeichnen. Natürlich machen wir auch hier nur, wozu du Lust hast und du darfst zu allem Nein sagen.
Für mich als Therapeutin gibt es nichts, was ich komisch finde. Ich habe fast alles schon einmal gehört. Du kannst mir alles erzählen, was dich beschäftigt. Falls du dich zu Beginn nicht traust, ist das kein Problem. Manches fällt dir vielleicht leichter, wenn wir uns besser kennengelernt haben. Du kannst schwierige Themen auch aufschreiben und mir zu lesen geben.
Es ist verständlich, dass du dir darüber Sorgen machst. Aber bis zu 20% der Kinder und Jugendlichen haben psychische Probleme – Erwachsene noch häufiger. Das heißt, in deiner Klasse gibt es wahrscheinlich mehrere weitere Jugendliche, die eine Therapie machen oder bräuchten. Bei den Erwachsenen in deinem Umfeld ist die Zahl noch höher. Du siehst also, viele machen Therapie, aber wenige sprechen darüber. Manche werden vielleicht wenig Verständnis dafür haben. Meist finden sich aber überraschend viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Therapien dauern unterschiedlich lang. Meist zwischen einem halben Jahr und zwei Jahren. Wir besprechen zwischendurch immer wieder, ob du deine Ziele erreicht hast und ob du noch weiter zur Therapie kommen möchtest. Es ist zu jedem Zeitpunkt möglich, aufzuhören, zum Beispiel, weil es dir besser geht.
Denise Schütte - Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin